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Messie-Syndrom

Der Begriff „Messie“ entstammt keinem wissenschaftlichen Hintergrund, sondern hat sich aus der US-amerikanischen Selbsthilfebewegung der 80er Jahre entwickelt und leitet sich vom englischen Wort „mess“ für Unordnung, Chaos, Durcheinander ab.

Eine offizielle eigenständige Definition des Messie-Syndroms existiert nicht, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass es nur sehr wenige wissenschaftliche Untersuchungen zur Problematik gibt. Mangels eines fehlenden geeigneteren Terminus wird in der Fachliteratur häufig auch von Vermüllungssyndrom, Desorganisationsproblematik, Diogenes-Syndrom oder auch Erledigungsblockierung gesprochen.

Es ist als psychische Krankheit weder im ICD-10 noch im DSM IV aufgelistet. Dennoch lassen sich gesicherte Aussagen über Betroffene treffen, die unter dem Messie-Syndrom leiden.

Symptome

  • Unfähigkeit, sich von Gegenständen zu trennen, auch wenn diese keinen objektiven Wert besitzen.
  • Enorme Ansammlung von Gegenständen im persönlichen Umfeld (i.d.R. in der eigenen Wohnung). Die gewöhnliche Nutzung des Wohnraums ist dadurch nicht mehr gegeben.
  • Beeinträchtigungen des sozialen Lebens.
  • Die Symptome lassen sich nicht auf medizinische Ursachen zurückführen.
  • Die Symptome sind nicht allein Auswirkung einer anderen psychischen Erkrankung.

Ausprägungen

Unter den Betroffenen lassen sich drei unterschiedliche Ausprägungen der Vermüllung beobachten. Messies, die aktiv Sammeln und Horten leben in Wohnungen, die Höhlen mit Gangsystem ähneln. Diese Wohnungen sind überfüllt mit wertlosen Gegenständen, die keine echte Ordnung erkennen lassen.

Passives Ansammeln stellt eine weitere Ausprägung des Messie-Syndroms dar. Die Wohnungen der Betroffenen sind mit Müll überfrachtet, wobei die Bewohner nicht in der Lage den angesammelten Unrat zu entsorgen.

Die dritte Form der Vermüllung stellt das destruierte Wohnen dar. Einrichtungsgegenstände und sanitäre Installationen sind nicht mehr funktionsfähig, was nicht selten dazu führt, dass Exkremente, Speisereste und sonstige Abfälle in der Wohnung verteilt sind.

Bild einer Wohnung


Dr. Rainer Rehberger, Psychoanalytiker: "Zu den Ursachen gehört regelmäßig, das habe ich bei allen Betroffenen gefunden, dass sie eine übermäßig strenge Erziehung erfuhren. Sich schon im ersten Lebensjahr auf Befehl zu entleeren, auf Befehl zu schlafen, auf Befehl zu essen - das kann ein Baby nicht leisten. Das kann eine Persönlichkeitsstörung auslösen. Beim Messie geht es nicht um Trotz, es geht nicht um etwas Willentliches. Sie handeln völlig unbewusst. Jemand will aufräumen, aber macht es nicht. Er will pünktlich sein, ist es aber nicht. Diese Menschen leiden darunter, sie schämen sich. Manche sind über viele Jahre ihres Lebens sehr ordentlich, was die Wohnung angeht. Dann kommen sie in eine Lebenskrise - Scheidung, Verlust des Arbeitsplatzes oder Tod eines Angehörigen zum Beispiel - und bringen nicht mehr die Kraft auf, Ordnung zu halten."
Quelle: Kölner Stadtanzeiger